Bei Brigitte und Walter
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Abendteuer Landstrasse

Abenteuer Landstrasse

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Sonntagstour Dorum

Rasen. Bis zur Besinnungslosigkeit über die Landstraße brettern. Sich Schräglagen reinziehen, die entgegenkommende Autofahrer mit offen stehendem Mund und völlig fertig den nächsten Parkplatz suchen lassen. Warnschilder und Tempolimits großzügig ignorieren, jeden anderen als Gegner betrachten und obendrein noch einen Heidenspaß haben. Heizen. Blasen. Jagen. Uuaah! Klar, nicht jeder will und braucht das. Ist ja auch verboten und gefährlich. Man kann dabei sterben, im Rollstuhl enden, den Führerschein und viel Geld verlieren. Und trotzdem ist das gut durchwärmte Fahren auf Landstraßen die Essenz des Motorradfahrens. Du hockst auf dem Eisen, drehst am Gas und es geht vorwärts. Es reicht, immer wieder in langen Zügen die Geraden runterzufräsen und zu hoffen, dass eine Kurve kommt.

Ich stehe nach Feierabend am Streckenabschnitt Pflanzgarten der Nürburgring-Nordschleife. Den Berg herunter kommt eine Ducati 916, deren kernig gedrehter Desmo schon im Wald deutlich zu hören ist, der Fahrer scheint mit Ernst bei der Sache zu sein. Heftiger Hang-Off im Kurvenscheitel verhilft ihm jedoch auch nicht zum entscheidenden Speedvorteil gegenüber dem Mittsechziger und seiner metallic-braunen R 1100 RT, der ihn locker außen nimmt. Aufrecht sitzend, aus dem Radio weht Swingmusik, der weiße Bart quillt aus dem Helm.
Perfekt.

Was schließen wir aus diesen Ereignissen: Geschwindigkeit ist Ansichtssache. Geschwindigkeit hat nur bedingt was mit dem gefahrenen Motorrad zu tun. Der lockere Fahrer macht Tempo, nicht der gestresste. Der legt sich nur zielsicher aufs Ohr. Stürzen, darin sind sich die Experten einig, gehört zum Motorradfahren wie das Erbrechen zum Alkoholgenuss. Wer nicht bricht, hat entweder enorme Übung oder; einfach nicht alles gegeben. Ein kleiner Sturz ist besonders für Einsteiger unvermeidlich. Und wer hat schon aufgehört Fahrrad zu fahren, weil es ihn als Kind mit nichts als einer Badehose am Leib vom Drahtesel gerissen hat! Also Schluss mit dem Gejammer.

Problematisch wird es erst, wenn die Zahl der Stürze mit den erfahrenen Kilometern nicht abnimmt. Dann dürfte das gefahrene Durchschnittstempo ziemlich sicher über der natürlichen Reaktionszeit sowie vor allem dem IQ des Sturzpiloten liegen. Es ist aber auch ein heikles Thema. Denn Stürzen macht, bis auf Ausnahmen, keinen Spaß. Obendrein fällt es sich mit steigendem Tempo härter. Wie aber kann man Stürze vermeiden, ohne langsamer zu werden!

Als erstes zählt einzig und alleine die Übung. Man kann es nicht oft genug sagen: Je mehr Motorrad man fährt, umso sicherer wird man. Motorradfahren funktioniert eben ganz anders als Autofahren. Während man an das Lenkrad eines Autos einfach ein Gehirn anschließen müsste, um die Kiste nach links oder rechts zu steuern, ist beim Motorrad unbedingt ein komplizierter Körpereinsatz notwendig. Und der ist Übungssache.
 

Erste Regel

Ein Motorrad fährt dahin, wo der Fahrer hinschaut.
Schwarze Katze von rechts ! Einfach erschreckt auf die Mieze starren, und es gibt eine weniger. Zu schnell am Kurveneingang! Eiserner Blick auf die Grasnarbe, und es geht garantiert ab in die Büsche.
Im positiven Fall heißt das aber, dass durch diszipliniertes Entlanghangeln an einer eindeutig ins Auge gefassten Linie selbst auf Straßen dritter Ordnung furchterregende Tempi möglich sind. Die Augen dürfen dabei keineswegs dicht vor dem Motorrad kleben, sondern müssen der Maschine weit vorauseilen. Der kluge Mensch lernt hieraus aber auch, dass ein Motorrad dann am sichersten bewegt wird, wenn man auf jeden Fall sieht, wohin es geht.

Schonungsloses Reinhalten in blinde Ecken ist etwas für die Rennstrecke oder für Bekloppte.
 

Zweite Regel: Schräglage

Schnelles Fahren ohne die psychische Fähigkeit zur Schräglage ist

a) nicht möglich und
b) gefährlich.

a) weil ein Motorrad mit zunehmender Geschwindigkeit bei gleich bleibendem Kurvenradius einfach einen größeren Schräglagenwinkel braucht.

b) ist die Geschichte dazu: Wer hemmungslos in Ecken brät, die dann zuziehen und sich vor weiterem Abwinkeln fürchtet, macht blitzartig den Abflug. Deshalb sollte man ständig an seiner persönlich möglichen Schräglage feilen, im Ernstfall ist das mehr wert als jedes ABS, alle ADAC-Mitgliedschaften und Protektorenkombis zusammen. Also runter mit dem Hobel, ohnmächtiges Vertrauen in den Grip der Straße kostet enorme Überwindung, aber die Belohnung ist wundervoll: Der Horizont verzerrt sich, als habe die Maschine Klauen und Zähne, hält sie sich am eingeschlagenen Radius fest, das Blut fließt so wundervoll warm und zäh. Wer an seiner Schräglage feilt, beschäftigt sich über kurz oder lang mit dem Grip seiner Reifen. Dazu kann nur gesagt werden, dass in den meisten Fällen nicht der Reifen das Limit setzt, sondern die Straßenoberfläche.

Deshalb gilt wieder die Regel zwei: Guck dir an, wo du hinbrätst, und das rechtzeitig.
 

Dritte Regel

Dem Radius der Kurve auf der Außenlinie so lange folgen, bis man deutlich den Kurvenausgang sichtet und erst dann nach innen vollstrecken. Wer in lockerer Racer-Manier die vermeintliche Ideallinie entlang glüht, kann sich unversehens vor einer brutal zuziehenden Hundekurve finden. So hat schon mancher sein Moped im Gegenverkehr versenkt. Was an der Außenlinie noch wichtiger ist: Nur so ist der Schädel vor den Kühlern entgegenkommender LKWs sicher. Vorsicht aber mit der Straßenoberfläche, denn logischerweise finden sich Rollsplitt, Schmodder und Öl meistens an der Außenbahn.
 

Vierte Regel

Hartes Bremsen in Kurven ist völliger Schwachsinn!
Erstens stellen moderne Niederquerschnitt-Reifen viele Motorräder auf, sie vermindern also die mögliche Schräglage, wenn der Fahrer nicht durch erhöhten Körpereinsatz diesem Aufstellen entgegenwirkt. Zweitens verkraftet ein Vorderreifen nur entweder Kurvenführungskraft oder Bremskraft. Zu tiefes oder gar panisches Hineinbremsen in Kurven erhöht nur die Gefahr, sich aufgrund eines blockierten oder eines wegrutschenden Reifens auf die Waffel zu brezeln. Man weiß das hinterher nur nicht mehr so genau... Deshalb ist es ganz wichtig, das korrekte Tempo vor der Kurve anliegen zu haben und nicht auf gut Glück ins Leere zu ballern.

Auf Sicht fahren!

Plötzliche Überraschungen können in den meisten Fällen durch entschlossenes Drücken gemeistert werden, da die zunehmende Reibung der Reifen auf der Straße erstaunlicherweise das überschüssige Tempo zuverlässig abbaut.

Wer diese Grundregeln testet, wird feststellen, dass er das Motorrad ganz anders zu sehen beginnt. Es macht viel mehr Spaß, ist sicherer und als willkommener Nebeneffekt steigt auch der Schnitt.

Alles paletti jetzt! Halt! Plötzlich ist das Tempo so hoch, dass deine Hausstrecke auf einmal ganz anders ausschaut. Also Vorsicht. Dazu kommt, dass man sich um ein Vielfaches mehr konzentrieren muss, denn wer beim zügigen Aneinandersetzen dieser Regeln plötzlich eine vergisst, also sozusagen eine Masche fallen Iäßt, der hat schneller große Löcher in den Strümpfen als ihm lieb ist. Tun Sie also, was Sie wollen, und vergessen Sie nie: Nur ein lebendiger und gesunder Mensch kann ein guter Motorradfahrer sein. Andernfalls ist er entweder eine Leiche oder ein Krüppel. Die Auswahl ist da leider sehr begrenzt...

Quelle: Faszination Motorradsport
 

Brackel

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Letzte Änderung

Letzte Änderung am 30.12.2016